Tag 4 nach Mastektomie (15)

Ich will kein Schmerzmittel mehr


Der morgen begann wie immer mit Frühstück und meiner Flasche mit Schmerzmittel, da sich meine Schmerzen aber nun wirklich in Grenzen hielten. Also besser gesagt ich hatte an Tag 4  gar keine schmerzen mehr. Man mag es gar nicht glauben wenn die Größe der ganzen Narben sah.
Aber warum sollte ich mir sinnloser Weise Schmerzmittel durch die Venen laufen lassen?
Genau es gibt keinen vernünftigen Grund also fagte ich die Schwester ob wir das Schmerzmittel nicht weglassen bzw. nur nach Bedarf geben könnten.

Den blick der Schwester könnt ihr euch vorstellen? Große ungläubige Äuglein hat sie gemacht und entschwand meinem Zimmer mit den Worten „das muss ich mit dem Arzt abklären“.
Meine Güte ich kann doch nichts dafür wenn ich keine schmerzen habe.
Ich konnte es ja selbst kaum glauben.
Bildquellenangabe: Verena Münch  / pixelio.de
Ja ok meine Mastektomie war eben größer als normal. Einmal von links nach Rechts oder andersum ich weiß ja nicht wie Ärzte so schneiden ist normal. Das im Achselbereich rum geschnippelt wird oftmals auch. Kommt darauf an ob Lymphknoten befallen sind. Bei mir waren sie es. Also hatte ich dort auch einen richtig großen Schnitt und das was eigentlich eher ungewöhnlich ist bei mir den Rippenbogen lang.

Und dann renne ich unbeirrt, gutgelaunt mit Mr Schwelli durchs Krankenhaus, brauch keinen Psychoonkologen und brauche kein Schmerzmittel mehr. Rede offen und nicht flüsternd hinter vorgehaltener Hand über meine Operation. Ja das ich auch auf dieser Station alle über mich wunderten war nicht von der Hand zu weisen.
Achja zurück zum Schmerzmittel.



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Die schwester kam rein und verkündete mir, „so ganz ohne Schmerzmittel findet der Stationsarzt nicht so gut“ und hielt mir ein Becherchen mit einer Tablette hin.
Auf meine Frage was denn das wäre. Bekam ich als Antwort. Achtung ihr dürft jetzt überrascht gucken oder lachen oder beides
„Ibuprofen 400“
* Fuck* WHAT???
Ich hingegen musste erst mal laut lachen, ich bekam mich gar nicht mehr ein.
Davon mal abgesehen finde ich es bis heute lustig. Ibuprofen 400 nehm ich wenn ich extreme Kopfschmerzen habe.
Made my day, sag ich dazu nur.
So verschwand der Becher inklusive Tablette in meinem Nachtschrank.
Gut gelaunt wanderte ich die meiste Zeit durchs Krankenhaus, denn Langeweile ist ätzend und da ich dank Mr. Schwelli nicht stricken konnte, lief ich eben.
Meine Güte hätte ich in der Zeit Kilometergeld bekommen wäre ich heute reich.

Schwester: ich will stechen in ihr Lymphödem


Also wenn ihr meint ich hätte einen Tag ohne Abenteuer verbracht irrt ihr euch. Später am Vormittag kam eine andere Schwester ins Zimmer geschneit. „Oh sie sind da, ich will Blutabhnehmen ihnen“
Grammatikalisch unkorrekt aber sie konnte ja nichts dafür. Aber nett war sie ja trotzdem. Nur, irgendwie anders.
Sie kam also auf meine linke Seite und ich wunderte mich schon wieso sie so zielstrebig zu Mr. Schwelli wollte. Ich sagte erst mal nichts und wartete.
Sie meint das jetzt nicht ernst? Ging es mir durch den Kopf,das meint sie nicht wirklich ernst, als ich mich weigerte ihr den linken arm zu geben, denn sie meinte das wirklich ernst. Hielt ich ich ihr Mr Schwelli unter die Nase und sagte da wird nicht rein gestochen. Sie erschrak. Sie erschrak wirklich. Denn sie fragte ganz erschrocken . „Was ist das?“
Wie was ist das? Also ich wusste was das ist. Aber warum um Himmelswillen weiss sie das nicht? Bin ich die Krankenschwester oder sie?
Ich liege auf der Frauenstation warum kennt die denn kein Lymphödem?
Nachdem sie dann eingesehen hat dass das auf der linken Seite eine ganz blöde Idee war nahm sie dann endlich die rechte Seite.
Jetzt muss ich anmerken, ich habe ziemlich gute Venen. Da ich aber aufgrund der großen Operation an allen guten Venen schon angestochen war,ich hatte ja nicht nur eine Kanüle im Arm gehabt, hatte die gute Dame so ihr Problemchen noch eine gute Vene zu finden. Wobei ich mich mal weit aus dem Fenster lehne, eine Brille hätte es auch getan.
Die gute Sticht einmal zu, noch mal, und weil es so schön war erneut.
Nein tat auch gar nicht weh. Jetzt murmelte sie. „Sie haben keine guten Venen.“
„Doch hab ich, nur die guten sind schon alle angestochen worden.“
Nachdem ich noch mal angestochen wurde. War es dann doch mit meiner Geduld vorbei. Sie wollte es noch einmal probieren und dann einen Arzt holen.
Da kam dann doch noch Blut, endlich.
Man war die erleichtert und ich erst. :)

Wie schon erwähnt lief ich meist durch das Krankenhaus und trank den furchtbar schlechten Kaffee.

Ich hatte meine ganz eigene Comedy- Show, wer kann das schon von sich sagen. :)

und sollte irgend jemand in den Sinn kommen, warum beschwert sich die Frau nicht? Warum hätte ich das tun sollen? Ich war gut aufgehoben, das Essen war lecker und der Service war Top. Und die paar kleinen Patzer, meine Güte sind doch alles nur Menschen :)

2 Kommentare:

  1. Ganz ehrlich? Mich rettet eine Art von Galgenhumor in solchen Momenten immer, nicht "durchzudrehen" oder durchzuhängen oder so. Als ich vor 2 Jahren ein zweites Magengeschwür hatte, wurden auch "umliegende" Organe mit Ultraschall betrachtet und der Arzt meinte kopfwiegend: "Ihre Milz ist vergrößert, das sollten wir uns genauer anschauen" und ich witzelte: "Puh Gott sei Dank, ich befürchtete schon, Sie würden mir das von meiner Leber sagen!"
    (Was natürlich sowohl als auch Nonsens ist, weil ich max. 1 Glas Weißwein im Monat trinke. Aber wir haben beide gegrinst - und die Situation damit ent-"ernstet" :))
    Heute war ich auch zum Blutabnehmen: Das Labor kannte ich noch nicht und ich betete, dass sie die Vene gleich findet und nicht - was andere gerne machen - in den Handrücken stechen. Örks. DIE Stelle mag ich gar nicht. Aber heureka - alles ging gut :)

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  2. War auch das erste und ich hoffe auch das letzte mal, das mir so eine anpickserei passiert ist.
    Der Spruch gefällt mir, der könnte von mir sein.
    Ärzte die Humor verstehen sind Gold wert.

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